Wer erinnert sich noch an die Zeiten, da im Sommer Urlaubsansichtskarten im Postkasten landeten? Der Nachbar schickte sie aus Italien, der Onkel aus Amerika, die Tante von der Alm….Wer macht das heute noch? Ich habe letztens vom Flughafen Amsterdam Schiphol eine Ansichtskarte an meinen Neffen geschickt. Das war recht teuer und schlug sich mit fast 2 Euro zu Buche. Das Blöde daran ist nur, dass diese Karte nie ihr Ziel erreicht hat. Sie verschwand in einme schicken orangen Postkasten und ward nimmer wieder gesehen. Und noch viel ärger war das in Curacao am Airport: Da gab es nicht einmal mehr Ansichtskarten.
Die Zeit der guten alten Postkartengrüsse scheint vorbei, wenn da nicht die ganz exotischen Länder wären…..weil der Onkel Seppi will schon zeigen, dass er auf den Seychellen war und die Resi-Tant möchte auch mitteilen, dass sie auf einem dieser Mega-Kreuzfahrtschiffe durch die Karibik geschippert ist. Ja, in Sachen Exotik kann man wohl sagen, dass die altmodische bunte Bildkarte immer noch einen guten Ruf genießt.
Schließlich will man – trotz Understatement mitteilen – dass man es über den großen Teich, den noch größeren Pazifik und den Indischen Ozean geschafft hat. Ganz aufhören wird dieser Brauch wahrscheinlich nie. Ich erinnere mich an zwei Situationen sehr gut: die eine spielte in Papeete, der Hauptstadte Frz. Polynesiens auf Tahiti. In Mitten dieses Gewühls, das kaum Südseeflair erzeugen konnte, war dieser Souvenirladen mit den vielen Ansichtskarten. Ich stand mit offenem Mund davor, weil ich diese Schönheit, die mich erwarten sollte. nicht packte. Und ich schwöre es: es ist wirklich so schön. Diese Postkarten waren das Südsee-Klischee und dieses erfüllte sich in Französisch Polynesien ständig.
Das zweite Mal hatte ich ein Ansichtskartenerlebnis der besonderen Art in Island. Ich war alleine im Januar dort eingeladen. Es war wunderschön, aber die Tage waren extrem kurz. Um 10 Uhr vormittags wußte man aufgrund der Dunkelheit immer noch nicht, ob der Tag schön oder schlecht werden würde. An einem solchrn Tag bin ich nach dem Sonnenaufgang um 10:30 wie ein Verrrückter zum Busbahnhof in Reykjavik gerannt, weil es Kaiserwetter gab und ich unbedingt raus wollte.
Jedenfalls gelang es mir trotz der widrigen Verhältnisse, ein paar Ausflüge in der Umgebung zu machen. Natürlich erreichte ich Akureyri nicht und auch nicht den Vatnajökull und die ganzen weiter weg liegenden Naturschönheiten. Für einen nächsten Besuch im Sommer kaufte ich in einer Buchhandlung bestimmt 25 Ansichtskarten -eine schöner wie die andere. Zuerst dachte ich daran, diese zu versenden…doch dann konnte ich mich nicht entscheiden, welche davon ich behalten wollte und welche nicht. Daher beschloss ich alle zu behalten. Ich habe die Karten in einem Schuhkarton und sehe sie mir hin und wieder gerne an.
So – an diesem Samstag-Nachmittag stelle ich ein Bild in diesen Blog, an dem ich sehr lange gearbeitet habe. Es gibt dieses Bild auch als Poster. Es zeigt verschiedene Postkästen aus aller Welt….und das soll alle Reisenden daran erinnern, dass es doch einige Zuhause Gebliebenen gibt, die sich über Ansichtskartengrüsse immer noch sehr freuen – vielleicht in erster Linie deshalb, weil man an sie gedacht hat – und doch einige Hürden wie die Besorgung der Karte, der Briefmarke und dann das Suchen des Postkastens überwunden hat. Das ist eine verkürzte Liebeserklärung……zumindest sehe ich das so!