Donnerstag , 6 Februar 2025
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Tahiti mon rêve: Über den Wunschtraum ‚Südsee‘


Als ich vor nicht allzulanger Zeit eine sehr schöne Veranstaltung über die Südsee besuchte und wieder Gleichgesinnte traf, kam mir die Idee noch einmal darüber im Blog zu schreiben. Finaler Auslöser war dann eine Geschäftspartnerin, die von meinen ‚Tagebuchgeschichten’ so sehr angetan war. Wir von der schreibenden Zunft freuen uns, wenn ein Medium unsere Geschichten möglichst so bringt, wie wir sie sie verfasst haben – also ohne sinnfremde Ergänzungen oder gar Streichungen ganzer Passagen. Es würde Bände füllen, wenn ich jetzt davon schreibe, wie verstümmelt so mancher Artikel von mir schlussendlich erschienen ist, weil ein Chefredakteur oder ein Chef vom Dienst meinte, dass man das noch umformulieren müsse. Am Ende kam dann nichts Gutes dabei heraus. Ok, aber das ist jetzt und hier nicht Thema.

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Traumreiseziel Tahiti

Anfang 2014 schickte ich meinen sehr geschätzten Kollegen der Wiener Zeitung einen Artikel, der mir im Zug nach Kärnten eingeschossen ist – und den ich augenblicklich in den Laptop klopfte. Es ging darin, um meine Begegnung mit Tahiti –dem Mythos, dem Klischee der Südsee. Die Chefredakteurin war offensichtlich begeistert und bot mir einen Abdruck in einer der folgenden Hefte an. Da in der Zwischenzeit auch schon wieder viel Wasser die Donau hinabfloss –werde ich den Artikel mehr oder weniger jetzt hier nocheinmal einstellen. Gewidmet ist er all denen, die in all den Jahren nicht aufgegeben haben, das Gute und Schöne von zwischenmenschlichen Begegnungen wertzuschätzen. Letztlich sind alle meine Reisegeschichten auf diese aufgebaut. Die „Tahiti-Geschichte“ sogar ganz besonders.

„Morgen schreibe ich Dir einen Brief!“

Als ich mit Großvater über den Atlas gebeugt saß und die Inseln im Pazifik, die wie Pfefferkörner in der großen blauen Fläche verstreut lagen, betrachtete, wollte ich wissen, wie es dort war. Lebten hier wirklich Menschen auf den kleinen sandigen Eilanden mit den Stränden und schlanken im Wind wankenden Palmen? Gab es das wirklich? Und dazu Namen, die geradezu magisch klangen: Fidschi, Samoa, Tonga, Bora Bora und Tahiti. Wie sollte ich als Teenager das herausfinden – in Zeiten, in denen es kein Internet gab und in denen der Brockhaus kaum Bilder der exotischen Plätze bot. Fragen konnte ich niemanden, denn im ganzen Bekanntenkreis gab es niemand, der je in die Südsee gereist war. Die Frage nach den Lebensumständen in diesen Regionen, die – wie Großvater richtig erzählte – auf der anderen Seite unserer Erde lagen, interessierte mich brennend. Als ich 15 Jahre alt war, erfuhr ich, dass es einen österreichischen Konsul in Tahiti gab. Und so beschloss ich, diesem Herrn einen Brief zu schreiben. Er war so nett und schrieb sofort zurück: Ich habe Deinen Brief ans Lycee Paul Gauguin weitergeleitet und vielleicht wirst Du schon bald einen Brieffreund in Tahiti haben. Tatsächlich meldete sich Merina, die etwa ein Jahr älter war als ich. Und wie es in dieser Zeit üblich war, wurden wir Brieffreunde.

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Zeugnisse einer Brieffreundschaft: Briefe, Ansichtskarten und ein Foto

Wir schrieben einander relativ regelmäßig und ich erfuhr so einiges über das Leben in Tahiti. Im Grunde genommen unterschied es sich nicht großartig von meinem Leben. Sie ging in eine Schule und lebte nicht in einem Dorf am Meer, sondern in einem Wohnhaus in einer Siedlung. Natürlich schickte sie mir Ansichtskarten mit Tänzerinnen und Sonnenuntergängen vor der spektakulären Kulisse der Nachbarinsel Moorea. Südsee-Klischees schien es in ihrem Leben aber deutlich weniger zu geben, als ich mir das vorstellte. In ihren Briefen schrieb sie jedenfalls nichts davon. Mit 18 zog sie zum Studium nach Aix-en-Provence – also ins echte Frankreich. Ein Jahr später maturierte ich und ging dann auf Interrail-Reise und versäumte sie nur zwei Tage in Südfrankreich. Dann zog sie für ein weiteres Studium nach Mexiko-City und etwa sechs Jahre nach Beginn unserer Brieffreundschaft versandete die Korrespondenz langsam. Wir hatten uns schließlich ganz aus den Augen verloren und ich hatte auch keine aktuelle Adresse mehr.

 Tahiti – der Inbegriff der Südsee-Klischees

Der Wunsch in die Südsee zu reisen, verflog jedoch nie. Im Gegenteil – er wurde noch stärker, noch intensiver und als ich 34 Jahre alt war, erfüllte er sich dann das erste Mal. Zwei Jahre nach meinem ersten Aufenthalt auf den paradiesischen Cook-Islands verbrachte ich insgesamt 100 Tage auf verschiedenen Südsee-Inseln und landete eines Nachts von Rarotonga kommend in Tahiti. Schon damals galt Französisch Polynesien als eines der teuersten Reiseziele und ich bekam das am eigenen Leib zu spüren. Mein Flug kam gegen Mitternacht an. Da meine Gastfamilie vergessen hatte, mich abzuholen und mir am Telefon erklärte, dass ich gerne am kommenden Tag gegen 18:00 zu ihrem Haus kommen könne, war ich gezwungen, ein Hotelzimmer zu nehmen. Die nette Frau vom Fremdenverkehrsamt in der Ankunftshalle gab mir genaue Anweisungen. Zunächst musste ich eine Telefon-Wertkarte um 20 Euro erwerben, um mein Zimmer im billigsten Hotel in Flughafennähe zu reservieren. Das Hotel entpuppte sich als Absteige, kostete aber 60 Euro. Dann musste ich ein Taxi zu meiner Herberge nehmen, da es zu dieser Zeit keine öffentlichen Busse (respektive Sammeltaxis) mehr gab. Der Taxifahrer knöpfte mir für die fünfminütige Fahrt auch noch 40 Euro ab. Die erste Nacht in Tahiti war nicht wirklich entspannend. Als ich am frühen Morgen erwachte, hatte ich einen wunderbaren Blick auf die Nachbarinsel Moorea. Nach dem Frühstück nahm ich ein Sammeltaxi um knapp zwei Euro und fuhr ins Zentrum Papeetes. Aber auch hier machte sich kaum Südsee-Feeling bemerkbar. Der Verkehr auf der Hauptstraße in die Stadt war dicht und auch die Stadt selbst war eine Enttäuschung. Einzige Ausnahme war die große überdachte Markthalle, in der Frauen mit Blumen im Haar Obst, Gemüse und Blumenkränze verkauften. Einen ganzen Tag lang suchte ich nach der Südsee-Klischee-Erfüllung. Fündig wurde ich vor einer großen Wand bunter Postkarten, die eine wie die andere atemberaubende Ansichten zeigten – allerdings war keine davon in Tahiti aufgenommen – sondern zeigten spektakuläre Kulissen von Moorea, Bora Bora, Huahine und Raiatea sowie den Tuamotus.

 

Soll ich anrufen, oder doch nicht?

Friends in Tahiti

Meet-up in Tahiti: Merina, Felix und ich

 

Am frühen Nachmittag nahm ich auf einer Parkbank mit Blick zum Meer Platz. In unmittelbarer Nähe stand eine Telefonzelle und in diesem Moment fiel mir ein, dass ich ja versuchen könnte, Merina anzurufen. Also blätterte ich im Telefonbuch und stieß auf ihren Familiennamen und an diese Adresse, an die ich vor mehr als 20 Jahren meine Briefe schickte. Ich überlegte, ob ich anrufen sollte oder nicht. „Wie soll ich mich melden, ohne peinlich zu wirken“, zweifelte ich kurz. Schließlich wählte ich die Nummer und am anderen Ende hob eine ältere Frau ab, die nur französisch sprach und mich dann mit ihrer englischsprechenden Tochter verband. Ich sagte, dass ich einmal der Brieffreund von Merina gewesen war, dass dies jedoch Jahrzehnte zurücklag und ich gar nicht mehr wüßte, ob sie sich noch erinnern könne. „Du hast Glück“, sagte sie. „Merina ist auf der Insel und wenn Du nach fünf am Nachmittag nochmals anrufst, ist sie unter dieser Nummer erreichbar.“ Ich legte den Hörer auf und ging nervös auf und ab. Pünktlich um 17:00 rief ich erneut an. „Na klar weiß ich, wer Du bist“, sagte sie als sie den Hörer abnahm. „Ich bin jetzt mit einem peruanischen Musiker verheiratet und wir leben mit unseren zwei Kindern in einem Vorort von Papeete.“ Sie lud mich für den nächsten Abend ein, wo wir einander das erste Mal persönlich sahen. Es war einer der schönsten Begegnungen in meinem Leben. Wir redeten stundenlang – darüber, was wir einst austauschten und wohin uns das Leben heute geführt hat. Sie hatte damals übrigens noch einen zweiten Brieffreund in Russland, erzählte sie. Nach dem Studium in Mexiko ging sie nach Peru und hat dort ihren Ehemann Felix kennengelernt. Felix ist Jazzmusiker und arbeitet heute auch als Musikproduzent und Musiklehrer. In den großen Hotels auf der Insel tritt er mit seiner eigenen Band auf. Ich habe Merina auf das fehlende Südsee-Feeling aufmerksam gemacht und sie hat gelacht. Ich sollte mir Moorea ansehen und weitere andere Inseln besuchen, riet sie mir. Südsee-Flair gibt es allerdings auf Tahiti auch – doch dazu müsste ich ein Auto nehmen und die Insel umfahren (das tat ich einige Jahre später), eine Wanderung ins Inselinnere unternehmen oder am Abend am Hafen bei den Garküchen – den legendären Roulottes von Papeete – zum Essen gehen. Sie sollte übrigens Recht behalten. Am letzten Abend bevor ich die Insel verließ, lud sie mich nochmals ein und brachte mich dann mit ihrem Mann zum Flughafen. Wir trafen uns fünf Jahre später erneut in Tahiti. Heute sind wir via Facebook miteinander verbunden und das Übersenden von Glückwünschen geschieht innerhalb von Sekunden – nicht wie anno dazumal, wo man zwischen zehn und 14 Tagen Brieflaufzeit rechnen musste. Inzwischen blicken wir auf eine lange Freundschaft zurück – und mittlerweile sind ihre Kinder bereits älter als wir waren wie wir uns kennenlernten.

 

 

Informationen:

Tahiti ist mit über 1.000 Quadratkilometern Fläche die größte Insel von Französisch Polynesien. Trotz des klingenden Namens entspricht die Insel nicht dem gängigen Südsee-Klischee –was aber nicht bedeutet, dass sie nicht dennoch sehr reizvoll ist. Die meisten Reisenden nutzen Tahiti lediglich als Umsteigeort für die Weiterreise nach Bora Bora, Moorea oder auf eine der anderen Inseln. Ich hatte 2007 drei Tage lang Zeit mich dort genauer umzusehen, nahm mir einen Leihwagen und fuhr einmal um die Insel herum.

Weitere Informationen: http://www.tahiti-tourisme.de

 

Mein Tipp:

FTI TouristikDie Schiffsreise mit dem Passagier-Frachter  Ara Nui auf die Marquesas – der Wahlheimat von Paul Gauguin – gehört zu den schönsten Reisen überhaupt. Das ist ein echtes und unverfälschtes Südsee-Abenteuer.

14 Tage/13 Nächte ab/bis Papeete

Ab € 2.306,- pro Person in Standard-Mehrbettkabine

 

  • Inkl. sämtliche Mahlzeiten und Tischwein
  • Eintritte, Ausflüge wie angeführt
  • Hafengebühren/Touristensteuer

 

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