Wunderbare Momente prallen Lebens habe ich an einem Dezembertag 2019 in der kubanischen Metropole Santiago de Cuba erlebt: Auf einmal stand der Mann mit seiner Ukulele da und begann lautstark zu singen. Die „Stadt der Revolution“ ist in jeglicher Hinsicht auffällig: Man gibt sich immer noch kampfeslustig, huldigt die Revolutionäre und setzt Statements für den „kubanischen Weg“. Das tägliche Leben ist hart – das haben Einige zugegeben. Und es wurde im vergangenen Jahr noch härter, da es Lebensmittel- und Treibstoffmängel gab.
Ich empfand Santiago im Vergleich mit Havanna rauer und ungeschliffener. Touristen haben die Hauptstadt nachhaltig verändert. Es wird mit den Klischees gespielt und in den touristischen Hotspots der Altstadt setzt man auf kokette Spielchen der eigenen Geschichte. Santiago, eher im touristischen Abseits gelegen, macht den Realsozialismus deutlich sichtbar. Der Mangel am Wesentlichen wird offenbar. Die Tricks der Gäste-Abzocke sind plumper und manchmal auch deutlich aggressiver.
Die Stadt, mit großartiger Kulisse in einer Bucht gelegen, ist durchaus reizvoll. Dass Fidel hier begraben liegt, ist kein Zufall. Hier nahm schließlich die Revolution ihren Ausgang.
Obwohl die Menschen arm sind, ist die Grundstimmung hier viel positiver als etwa in Montego Bay/Jamaica. Der kubanische Weg wird immer noch verteidigt, auch wenn es oftmals sehr schwer für die Menschen ist, weil es an allen möglichen mangelt.