Samstag , 23 November 2024
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Am LiebstenReisen wünscht ein erfolgreiches Neues Jahr


Ein weiteres Jahr ist vergangen – weitere Reisen standen am Programm. Ich habe 2017 in der Antarktis begonnen und es in Wien zu Ende gebracht. Die Vereinten Nationen hatten für 2017 dazu aufgerufen, mehr Frieden in die Welt zu bringen – allerdings ohne Erfolg. 2017 war weniger friedlich als das Jahr zuvor.

Mitverantwortlich dafür war auch ein Präsident eines Landes, das sich immer wieder als das friedlichste, beste und größte der Welt bezeichnet hatte. Lächerlich, könnte man fast sagen, wäre es nicht derart beschämend. Man hat einen Präsidenten gewählt, der aus dem Bauch heraus, alles herausrülpst, was er sich gerade so denkt – und jahrzehntelange Friedensbemühungen so mit einem Aufwischen zu einem jähen Ende bringt.

Doch braucht man nicht so weit zu gehen: Auch in unserem Land haben Mächte das Ruder übernommen, die allein mit der Thematisierung der Migrationsproblematik ihren Erfolg feiern konnten. Ein Jungspund ohne Tiefgang, hat eine bürgerliche Partei umgefärbt (als könnte man mit dem Umstreichen der Fässer deren Inhalt verändern) und mit einer ewig gebeteten Polemik über die Flüchtlingsproblematik die Wähler überzeugt. Und er hat mit dem rechten Rand des Landes eine Koalition gebildet.

Solidarität ist nur mehr ein Schlagwort – denn „Wir sind Wir und wir lassen uns von niemandem ……..“. Wir sind nur in der EU, um möglichst viel abzusahnen – aber wehe es geht darum, dass wir als Teil dieser Union eine bestimmte Zahl an Flüchtlingen aufnehmen sollen. Diese Idee wird grundsätzlich abgelehnt, denn das soll jedes Land für sich selbst entscheiden dürfen…….

Wenn im Leserforum der auflagenstärksten Tageszeitung des Landes nach dem Stromtod eines jugendlichen Flüchtlings am Dach eines Zuges gepostet wird, dass dieser hoffentlich keinen Schaden an der Elektroleitung verursacht hat, dann spricht aus diesem Statement leider auch eine Stimme des Volkes. Und es war bei weitem nicht das einzig menschenverachtende Posting unter dieser traurigen Meldung. Die Stimmung schlägt also dorthin über, wo man einem Flüchtling das Menschsein abspricht – und das ist mehr als bloss bedenklich.

Welche Auswirkungen hat das auf den weltweiten Fremdenverkehr und das Reisen? Fahren wir in die Länder, aus denen Menschen aufgrund der angespannten politischen und auch wirtschaftlichen Lage flüchten, auch auf Urlaub? Unser neuer Bundeskanzler hat in einer Rede das Wort „Flüchtling“ nämlich in Zusammenhang mit dem Wirtschaftsflüchtling gesetzt und damit alle in einen „Topf“ geworfen.

Das Perfide an dieser Aussage ist, dass jeder Mensch auf dieser Welt nach neuen Möglichkeiten suchen würde, wenn die Situation in seiner Heimat unerträglich wird. Das machen Menschen seit Jahrzehntausenden. Wir aber, sprechen anderen Menschen dieses Recht ab, sich dort niederzulassen, wo man bessere Chancen hat. Auszuwandern ist keine rasche und einfache Entscheidung – und sicher auch keine, die unüberlegt erfolgt.

Die industrialisierte Welt fährt überall hin auf Reisen – egal, ob es dort Konflikte gibt, ungerechte Regierungen oder Missachtung grundlegender Menschenrechte. Der globale Reiseclub derjenigen, die alle Länder der Welt bereist haben wollen (auch wenn es nur für 4 Stunden ist – es geht ja um den Stempel im Pass), kennt keine Grenzen. Und der Abenteurer kennt sie auch nicht.

Bei den Spießern, die sich um 300-Euro pro Woche irgendwo in einen All-Inclusive-Club begeben,  dort Einheimische zu Dienern degradieren und sich aufspielen als wären sie Millionäre, ist ohnehin jegliche Diskussion sinnlos, denn da greift meist kein vernünftiges Argument.

Tourismus darf keine Ausbeutung werden – keine Einbahnstrasse für diejenigen, die wir in ihrem Gastland besuchen. Die allerärgste Äußerung dazu, hat mir eine afrikanische Hotelmanagerin in Gambia erzählt. Ein Deutsches Ehepaar hat sich an der Hotelrezeption darüber beschwert, dass zu viele „Schwarze“ vor dem Hoteleingang wären. Es bedarf einiges an Toleranz, solchen Menschen ihren Reisepass nicht in drei mal drei Zentimerter große Stücke zu zerschneiden, um sie so am Verreisen zu hindern.

Wir brauchen Erziehung und Bildung – nicht nur in den Gastländern, sondern auch zu Hause. Es geht nicht darum, Menschen zu ändern, sondern ihren Horizont insoferne zu erweitern, dass sie sich ein weitergefächertes Bild der Welt machen können. Und das sieht – das traue ich mich zu sagen – immer anders aus.

Feuerwerk

Ich habe mich zum Thema „Migration und Reise“ schon einmal hier geäußert.

Gerne verweise ich auch auf das tolle Interview mit meiner sehr geschätzten Kollegin Susanna Hagen, die eine der besten Afrika-Expertinnen ist, die ich kenne und die ein sehr breit gefächertes Bild dieses großartigen, vielschichtigen – und auch widersprüchlichen – Kontinents zeichnet.

Reisen kann uns bilden – allerdings nur dann, wenn wir mit den Bewohnern in den Ländern in Kontakt treten – auch wenn es Stimmen gibt, die diese Begegnungen als rein subjektive Wahrnehmungen abtun. Doch letztlich sind auch unsere Wahrnehmungen eines 14- oder 21-tägigen Aufenthalts in einen Land in erster Linie subjektiv.

Reisen kann toleranter machen – allerdings nur dann, wenn man dies auch zuläßt und sich mit der Problematik der Menschen vertraut macht – ohne sofort alles zu bewerten. Das Bewerten schlägt nämlich sehr oft, und auch sehr schnell, in ein Abwerten über – vor allem dann, wenn die Situation ein wenig anders ist, als in unserem eigenen Environment.

Auf all meinen Reisen habe ich festgestellt, dass die Bedürfnisse der Menschen – egal wo sie auch leben – sich nicht wesentlich voneinander unterscheiden: Jeder wünscht sich Frieden, Sattheit (in Form des Nicht-Leidens von Hunger und Durst), Gesundheit, Sicherheit für die eigene Familie und Freiheit.

Der fromme Wunsch für 2018 lautet mehr Toleranz, mehr Verständnis und mehr Respekt – und damit einen erweiterten Horizont. Möge nur ein Teil davon in Erfüllung gehen.






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