Eine Seefahrt im Südpolarmeer ist eine kritische Sache – vor allem wegen des Seegangs. Die „roaring 50s“ – so werden die Gewässer um den 50. südlichen Breitengrad auch genannt. Wissenschaftlich ausgedrückt heisst diese Region die Antarktische Konvergenz. Das Phänomen, dem man hier begegnet, basiert auf dem Zusammentreffen des warmen Meerwassers des Atlantiks mit jenem des kalten Wassers der Antarktis.
Für Passagiere eines Schiffes bedeutet das unruhige See – denn anders als vermutet – vermischt sich das kalte Wasser nicht mit dem warmen. An diesem 27. Dezember 2014 war das etwa 350 km südwestlich von Südgeorgien an Bord der „Fram“ der Fall. Die Wassertemperatur fiel auf knapp 2 Grad, die Wellenhöhe betrug zwischen 8 und 9 Meter. Die Windgeschwindigkeit betrug 20 Meter pro Sekunde – was der Stärke 8 auf der 12-teiligen Beaufort-Skala entspricht. Die Außentemperatur betrug knapp 2 Grad.
Ganze zwei Tage lang dauerte die raue See. Die Crew reagierte darauf und sperrte die Außenzugänge ab, sodass wir nicht mehr ins Freie konnten. Die Angst, dass jemand über Bord fallen könnte, war einfach zu groß.
Die Situation fühlte sich für die mitteleuropäischen Landratten (Rattus terriensis) natürlich viel schlommer an als für jene, die schon länger zur See fahren. Nach Beaufort wird diese Windstärke 8 als „stürmischer Wind“ bezeichnet – und ist weit davon entfernt, wirklich problematisch zu sein.
Das Faszinierende an einer Seereise in den Gewässern der Antarktis <also südlicher als 50 Grad Breite> ist das Ausgeliefertsein an die Naturgewalten. In diesem Zusammenhang sollte auch erwähnt werden, dass genau auf dieser, rund 1.500 km langen Strecke zwischen Elephant Island und Südgeorgien, wo wir die schwere See hatten, Ernest Shackleton mit einen umgebauten acht Meter langen Holzboot segelte, um seine Leute zu retten.