Ich war wieder einmal in Hongkong/Macau und habe mich in erster Linie an Köstlichkeiten in diesen zwei großartigen Destinationen schadlos gehalten. Liebenswürdigerweise hat man mir sowohl in Hongkong als auch in Macau großartige Guides zur Seite gestelllt….
Wenn man die Schalterbeamtin auf der Hauptpost nach Briefmarken fragt, reicht sie einem derzeit eine Marke auf der ein üppiger Eintopf namens Poon Choi abgebildet ist. Der sanfte Hinweis, dass man in Hongkong möglicherweise dauernd nur ans Essen denkt, drängt sich auf. Tatsächlich endet auch eine Konversation mit meinem alten Bekannten Fred mit genau diesem Thema. Er, als echter Hongkong-Chinese, erklärt, wie stolz man hier auf die Vielfalt des Ess-Angebots sei. „Um es auf den Punkt zu bringen: in Hongkong ißt man dauernd“, meint er stolz. Tatsächlich ist die Anzahl der Lokale – selbst ohne die Garküchen – schlichtweg unzählbar. „Bei der Frage nach dem besten Restaurant kann es durchaus heftige Diskussionen geben“, räumt Fred ein, der einen Tipp, eines anderen Locals mit den Worten „da kenn ich aber bessere Restaurants“ abtut. Die Aufforderung an ihn lautete daher nur mehr, uns in ein Hongkong-Style Restaurant seiner Wahl zu bringen. Es wurde das Luk Yu Tea House – ein alteingesessenes kantonesisches Lokal mit Spezialitäten aus Großmutters Kochbuch – etwa geröstete Ente mit grünem Gemüse, geschmorten Frosch und gedämpften Rinderhackbraten mit getrockneten Mandarinenschalen.
Diskussionen um das beste Lokal
Mein Freund Michael, der um einige Jahre jünger ist als Fred und seit ein paar Jahren als Guide arbeitet, führt uns am nächsten Tag in eine Filiale von Tim Ho Wan, jenem Restaurant, das als preisgünstigstes Michelin-Stern-Lokal der Welt gilt. Serviert werden hier Dim Sum – kleine köstliche Bissen, die brennheiß aus dem Bambusgartopf oder aus der heißen Pfanne, auf den Tisch kommen. Alle möglichen Geschmackskombinationen gibt es, von den dezent gewürzten Reisteigröllchen mit Shrimps bis hin zu pikanten Hühnerfüßen mit schwarzen Bohnen oder den gebackenen Fischbällchen. Wenn man in einer größeren Gesellschaft hier ißt, kann man sich durch die ganze Speisekarte kosten. Dim Sum bedeutet eigentlich „Das Herz anrührend“ und gehören zu den Highlights Hongkongs. Jährlich gibt es einen Wettbewerb, bei dem sich große Küchenchefs daranmachen, die begehrte Goldene Medaille für das beste Dim-Sum-Gericht zu ergattern. Kritische Tester kosten sich durch die Vielzahl der Spezialitäten. 2014 ging die Goldmedaille an den Küchenchef des Kwan Cheuk Heen Restaurant im Harbour Grand Hotel in Hongkong Island. Gewonnen hat er die Auszeichnung für ein Teigtäschchen aus gedämpftem Schweinefleisch-Garnelenhack mit einer Krone aus Langustenfleisch und kleinen Stückchen schwarzen Trüffel darübergerieben. Der Bissen ist eine wahre Geschmackssensation – eine luzide Überraschung für den Gaumen. Keine der Zutaten wirkt dominant, vielmehr ist es eine Flut an nacheinander entfaltenden Aromen. Das ist ein typisches Beispiel für die Ausgewogenheit in dieser verspielten kantonesischen Küche. Nichts, dass zerkocht oder zu Tode gewürzt ist. Eine Sensation ist auch das süß-saure Schweinefleisch mit einer Sauce aus Weißdornfrüchten. Das knusprig gebackene Fleisch zergeht auf der Zunge und ertrinkt nicht – wie beim Billig-Chinesen ums Eck – in einer pampigen Sauce. Die Frische der Zutaten ist bei jedem Bissen spürbar.
Kanton: die königliche Küche
Hongkong liegt nur 130 Kilometer südlich der kantonesischen Hauptstadt Guangzhou. Hier im Delta des Pearl River ist das Klima ganzjährig so mild, dass zwei- teilweise sogar drei Ernten im Jahr möglich sind. Das südchinesische Meer sorgt für Fische und allerlei Meeresfrüchte. Die im Landesinneren angelegten Teiche liefern Süßwasserfische, Schildkröten, Frösche und Schlangen. Die Angst, dass einem Europäer unliebsame Nahrungsmittel untergeschoben werden, besteht übrigens nicht, da viele, der für uns exotischen Spezialitäten teuer sind – und immer nur auf ausdrückliche Bestellung serviert werden. Kantonesisch ist eine der acht regionalen Küchen Chinas – und gilt vor allem deshalb als die königliche, weil größter Wert darauf gelegt wird, den natürlichen Geschmack zu unterstreichen und möglichst kurz zu garen. Zudem werden nur die frischesten Zutaten verwendet, was sich auch darin äußert, dass vor Seafood-Restaurants zahlreiche Aquarien mit den lebenden Fischen oder Meeresgetieren stehen. Sauberkeit und Frische gelten zudem als taoistische Tugenden. Experten unterscheiden eigentlich drei Kochstile in der kantonesischen Küche. Neben der klassisch-kantonesischen gibt es noch die Chiu-Chow-Küche (um die Stadt Shantou), bei der die Gerichte etwas stärker gewürzt werden und zu meeresfrüchten ein Knoblauch-Essig-Dip gereicht wird. Einfacher und noch naturbelassener hingegen ist die Hakka-Küche. Typisch für die Region Hongkong ist auch die Fusion mit Geschmackskomponenten und Zutaten aus Europa.
Foodie-Tour: Fachkundige Lokaltour
Seit einigen Jahren gibt es in Hongkong Foodie-Touren, bei denen fachkundige Guides, Touristen durch die bunte Lokalszene eines Stadtbezirks führen. „Das ist deshalb hilfreich, weil es in den meisten Lokalen keinen englischsprachige Speisekarte gibt“, erklärt Fiona, eine 24jährige Hongkongerin, die die sechsköpfige Gruppe an diesem Tag durch den Stadtteil Sham Shui Po führt. „Sham Shui Po ist ein typisches Arbeiterviertel, in dem es unzählige kleine Restaurants, auch mit Spezialitäten aus Thailand und Vietnam, gibt.“ Den ersten Stopp gibt es im kleinen Kowloon Restaurant, in dem wir den traditionellen Milchtee Nai Cha und Bor Lo Bao (Pineapple Buns) kosten. Diese Wecken, die wegen der knusprigen Schicht aus Ei, Zucker und Butter Pineapple-Buns heißen, sind ein echter Hit. Beim nächsten Halt gibt es eine andere typische Frühstücksspezialität: Ju Cheung Fun – warme gedämpfte Reisteigrollrollen. Anschließend besuchen wir noch eine Keksbäckerei, einen Soja-Milch-Händler und kehren dann beim Lu Goose Restaurant, in dessen Auslage die gerösteten Enten und Gänse hängen, ein. Zur wunderbar zarten Gans, gibt es noch ein paar Scheiben von der gekochten Schweinshaxe. Ohne Guide hat man keine Chance dieses Lokal auszumachen. Kein Lateinischer Buchstabe, keine englische Speisekarte – somit hat sich die Foodie-Tour wirklich gelohnt.
Macau: das beste aus zwei Welten
Macau ist die Glückspielmetropole der Chinesen und ebenso wie das nur 60 km entfernte Hongkong eine Sonderverwaltungszone im Pearl River Delta. Neben dem neu errichteten Stadtteil Cotai, aus dem die luxuriösen kitschistitschen Casinoresorts wie Pilze aus dem Boden wachsen, gibt es die von der UNESCO zum Weltkulturerbe erhobenen Altstadt von Macau und die kleinen beschauliche Fischerörtchen Coloane und Taipa. Macaus mentale Verbundenheit mit dem ehemaligen Mutterland Portugal ist immer noch sehr groß. Wenn man macanesisch essen geht, kommt als erstes ein Teller mit Oliven und Weißbrot auf den Tisch. Wer das Glück hat, Raymond Cheong, Manager des Restaurante Litoral kennenzulernen, bekommt eine Schnelleinführng in die Küche Macaus. „Die Portugiesen sind 1516 hier gelandet und haben aus den paar Häusern, die hier standen, eine Stadt errichtet, übrigens Jahrhunderte bevor Hongkong besiedelt wurde. Der Weg nach Macau führte entlang der westafrikanischen Küste rund um das Kap der guten Hoffnung weiter nach Indien. Auf diesem Weg gelangten Zutaten wie Tamarinden, Chili, Palmzucker und Kokosnüsse hierher. Bacalhau gehört in den macanesischen Restaurants ebenso zu den Spezialitäten wie die grüne portugiesische Gemüsesuppe. Typische Gerichte des Restaurant Litoral sind etwa die Curry Crab, die in einem üppig-scharfen Sud angerichtet wird und Galinha Africana (African Chicken): Die scharf-würzige Kokoscreme ist mit Chilies und Knoblauch angerührt und verwandelt das Hühnchen in eine einzige Geschmackssensation. Als Beilage serviert man Kartoffel, nicht den sonst üblichen Reis. Portugiesische Weine spielen in der Kulinarik Macaus ebenso eine bedeutende Rolle wie die typischen ‚Pasteis de nata’ – die man aus der weltberühmten Zuckerbäckerei von Belem kennt. Krönender Abschluss des frugalen Mahles war ein nach südeuropäischer Manier servierter Espresso. Auch hier zeigt sich die Verbundenheit mit Europa einmal mehr.
Es gibt sehr viel zu sehen
„Den größten Fehler, den Touristen machen ist, dass sie sich zu wenig Zeit nehmen, sich die Dinge genauer anzusehen“, meint Guide Michael. Es bleiben noch zwei weitere Tage, um die Sehenswürdigkeiten dieser faszinierenden Metropole anzusehen – auf den Victoria Peak zu fahren und vom Sky100 – der höchsten Aussichtsplattform Kowloons im 100. Stockwerk des ICC-Gebäudes – Blicke auf diese grandiose Skyline zu werfen. Sehenswert ist auch der große Buddha in Lantau oder den Hongkong-Trail zum Big Wave Beach zu wandern. Wer mehr über sein Schicksal erfahren will, besucht den taoistischen Wong Kai Sin Tempel und schüttelt dort aus dem Köcher sein persönliches Glücksstäbchen. Bei der Interpretation sucht man eine Wahrsagerin auf. Vielleicht ist der Ratschlag ja dahingehend, bald wieder hierher zu reisen?
Weitere Informationen:
Für die Einreise in die Chinesischen Sonderverwaltungszonen Hongkong und Macau benötigen österr. und deutsche Staatsbürger lediglich einen gültigen Reisepass. Wer allerdings in die VR China weiterreisen will, muss vorab ein Visum beantragen.
Hongkong Tourism Board, Humboldtstrasse 94, 60318 Frankfurt
Tel: +49 (0)69 – 959 12 90
Fax: +49 (0)69 – 597 80 50
Macau
Fremdenverkehrsbüro Macau, Schenkendorfstraße 1, 65187 Wiesbaden
Tel. +49(0)611 – 2676 730
Fax: +49(0)611 – 2676 760
Anreise
Derzeit günstigste Verbindung – preislich und zeitlich – bietet FINNAIR http://www.finnair.com via Helsinki
Anreise Macau: Mit der Schnellfähre vom Hongkong International Airport oder vom Hong Kong-Macau-Ferry Terminal oberhalb der MTR-Station Sheung Wan.
Fahrzeit etwa eine Stunde www.turbojet.com.hk
Harbour Grand Hongkong – 5*Sterne
23 Oil Street, North Point
Das 820-Zimmer Hotel nahe der MRT-Station Fortress Hill (Exit A) bietet hervorragende Ausblicke auf die Skyline von Kowloon und Hongkong-Island, sowie auf die allabendliche Lichtshow ‚Symphony of the lights’ vom Le 188˚ Restaurant & Lounge, sowie das Kantonesische Kwan Cheuk Heen Restaurant im 5. Stock.
Sofitel Macau at Ponte 16 – 5* Sterne
Rua das Lorchas e Rua do Visconde Paço de Arcos, Ponte 16
Das 408-Zimmer-Casino-Hotel liegt in Gehweite zur Altstadt und bietet einen hervorragenden Panoramablick auf die Stadt.
FTI http://www.fti.at bietet die beiden Destinationen im Asien-Katalog an – auch als individuelle Verlängerung einer China-Rundreise. Die beiden Luxushotels können über den Veranstalter zu sehr günstigen Konditionen gebucht werden. Eine Vorreservierung ist wesentlich günstiger als die Walk-in Rate.
Information und Buchung bei FTI oder in über 1.000 FTI Partnerreisebüros in Österreich
Kulinarische Empfehlungen:
Hongkong
Kam’s Roast Goose
G/F Po Wah Commercial Center
226 Hennessey Road, Wan Chai
Tel. (852) 2520 1110
Sehr beliebtes Lokal für kantonesiche Gans, Ente und Schweinefleisch. Reservierung empfohlen.
Xi Yan Sweest,
g/f 8 Wing Fung Street, Wan Chai
Tel. (852) 2833 6299
Bekannt für Spicy Chicken
Kwan Cheuk Heen Restaurant
5/F Harbour Grand Hotel
23 Oil Street, North Point
Tel. (852) 2121 2691
http://hongkong.harbourgrand.com/dining/kwan-cheuk-heen
2014 Gold-Medaille für das beste Dim-Sum-Gericht
Luk Yu Tea House
24-26 Stanley Street, Central
Tel. (852) 2523 5464
Alteingesessenes konservatives kantonesisches Lokal besteht seit 1933. Geschmackvolles Interieur
Island Tang
2/F The Galleria Plaza
9 Queens Road, Central
Tel. (852) 2526-8798
Modernes luxuriöses kantonesisches Restaurant
Sing Kee
9-10 Stanley Street, Central,
Tel. (852) 2541 5678
Michelin-Stern! Eines der letzten verbliebenen Straßenlokale Hongkongs; beliebter Treffpunkt von Locals
Yung Kee
32-40 Wellington, Central
Tel. (852) 2522 1624
Mehrfach prämiertes traditionelles Kanton-Restaurant, zu Mittag Dim Sum;
Tim Ho Wan Dim Sum Specialist
9-11 Fuk Wing St.
Sham Shui Po
Tel. (852) 2788 1226
Dim Sum Spezialitäten; gilt als das preisgünstigste Restaurant mit einem Michelin-Stern; Hat auch in Singapur Filialen eröffnet;
Din Tai Fung (Yee Wo Branch)
No.68 Yee Wo Street, Causeway Bay,
Tel. (852) 3160 8998
Von Michelin-Guide 2014 für gutes Preis-Leistungsverhältnis empfohlen.
Din Tai Fung Silvercord
3/F, Silvercord, No.30 Canton Road, Tsim Sha Tsui, Kowloon,
Tel. (852) 2730 6928
Michelin-Stern 2014
Fook Lam Moon Tsim Sha Tsui
Shop 8, 1/F, 53 Kimberley Road,Tsim Sha Tsui,
Tel. (852) 2366 0286
Michelin-Stern 2014
Cheung Kee Seefood Restaurant
G/F, 53 Hoi Pong Street, Sai Kung
Tel. (852) 2791 1195
http://www.foodnut.com/252/chuen-kee-seafood-restaurant-review-hong-kong/
Eines der Meeresfrüchte- und Fischrestaurants schlehthin, Location an der Mole von Sai Kung ist sehr stimmig. Sehr großer Andrang, Reservierung dringend angeraten.
Tai Wing Wah Restaurant,
2/F, Koon Wong Mansion, 2-6 On Ning Road, Yuen Long, New Territories
Tel: (852) 2476 9888
Von Michelin-Guide 2014 empfohlen; Traditionelle Poon Choi (Big Bowl Feast) bestehend aus Schweine-, Rind-, Lamm-, Hühner- und Entenfleisch sowie Shrimps, Krabben, Pilze Abalone, Tofu und Rettich. 24 Std. Vorbestellung für größere Gruppen;
Internationale Küche
Le 188° Restaurant & Lounge
41/F Harbour Grand Hotel, 23 Oil Street, North Point
Tel. (852) 2121 2693
http://hongkong.harbourgrand.com/dining/le-188-restaurant-lounge
Moderne europäische Küche im 41. Stock des Harbour Grand Hongkong mit bis zum Boden verglasten Fenstern und einem 188-Grad-Panorama über den Hafen der Stadt.
Foodie Tour: Halbtages-Exkursionen zum Kennenlernen der lokalen Küche. Derzeit werden Touren in Central/Sheung Wan und Sham Shui Po angeboten.
Weitere Informationen:
Generelle Informationen zur Kulinarik http://www.discoverhongkong.com/us/dine-drink/index.jsp
Die Flanier-Meile ist das Viertel SoHo – South of Hollywood Road (Central) mit zahlreichen Bars und exotischen Lokalen
Macau
Restaurante Litoral
Rua do Almirante Sérgio, 261-A, Macau
Tel: (853) 2896 7878
http://restaurante-litoral.com
Mehrfach ausgezeichnets macanesisches Spezialitäten-Restaurant nahe des Ah-Ma-Tempels
Lua Azul
Macau Tower Convention & Entertaiment Centre
3/F, Largo da Torre de Macau
Tel. (853) 8988 8700
Kantonesisches Restaurant – mit großem Angebot an Dim Sum – am Fuße des Macau Tower
Espaco Lisboa Restaurant
G/F & 1/F, 8 Rua das Gaivotas, Downtown Coloane
Tel. (853) 2888 2226
Feines macanesisch-portugiesisches Essen im historischen Fischerdorf Coloane
Jade Dragon
Level 2, The Shops at The Boulevard, City of Dreams – Estrada do Istmo, Cotai
Tel. (853) 8868 2822
www.cityofdreamsmacau.com/dining/chinese/jade-dragon
Der erste Michelin-Stern für das Top-Lokal in Cotai
Weitere Informationen zu Restaurants:
http://www.cityofdreamsmacau.com/en/dining